Selbstbehauptungskurs an der Johann-Wallraf-Schule Bornheim
Seit mehreren Jahren wird für die Schüler/innen der jeweils vierten Klassen ein Selbstbehauptungskurs an der Johann-Wallraf-Schule Bornheim durchgeführt. Im Rahmen des Unterrichts vermittelt der Kurs in mehreren aufeinander folgenden wöchentlich stattfindenden Einheiten von je 90 Minuten den Kindern, wie sie in Situationen, die sie ängstigen und verunsichern, agieren können. Der Selbstbehauptungskurs wird sowohl von den Kindern und Eltern als auch von den Lehrern sehr geschätzt und ist inzwischen eine etablierte Veranstaltung im Verlauf des Abgangsjahrganges unserer Schule.
Im Februar startete im vergangenen Schuljahr (2017/18) der Selbstbehauptungskurs für die Klasse 4a. Der Leiter, Herr G.P. Goyard, stellte sich und seine Arbeit den Schülerinnen und Schülern vor. Warum die Kinder sich über Selbstbehauptung Gedanken machen sollten, war für sie alle schnell klar. Fast jedes Kind aus der Klasse kannte Situationen, in denen ein Gegenüber unangenehm auftritt und man aus dieser Situationen heraus will. Im Gespräch wurde thematisiert, welche Hilfen und Strategien die Kinder kannten oder anwendeten. Es wurde unter anderem deutlich, dass die Kinder Unsicherheiten äußerten im Hinblick auf den für sie bald anstehenden Wechsel auf die weiterführenden Schulen, wo sie dann mit sehr vielen, sehr viel älteren Jugendlichen, aber auch fremden Erwachsenen Begegnungen haben würden. Insbesondere der für die meisten längere Schulweg, den manche dann auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewerkstelligen, stand als Unsicherheitsfaktor im Raum.
Herr Goyard gab den Kindern bei jeder Einheit zunächst die Gelegenheit, über ihre Befindlichkeiten zu sprechen. Es gab viele praktische Übungen mit spielerischem Charakter, die zunächst einmal darauf zielten, das eigene Körperbewusstsein bei jedem einzelnen zu stärken.
Danach schilderte Herr Goyard bei jeder Einheit eine konkrete beängstigende Situation, wie sie Kinder im Alltag erleben können, und fragte die Kinder nach Handlungsmöglichkeiten. Es wurden Vor- und Nachteile genannter Möglichkeiten gegeneinander abgewogen. Um diese den Kindern zu verdeutlichen, wurden sie im Rollenspiel auch nachgespielt. Hierbei wurde die Körperhaltung bei jedem Spielendem besonders beobachtet und die Wirkung auf die Zuschauenden besprochen. Herr Goyard konnte auf diese Weise den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr nachdrücklich aufzeigen, welche Handlungsstrategien und welche Äußerungen in welcher Lautstärke zielführend für die Bewältigung der Situation sind. Anschließend wurde die so besprochene Situation von jedem und jeder reihum einmal durchgespielt. Hierbei war es für die Kinder sehr aufschlussreich, die Klassenkameraden zu beobachten. Im geschützten Rahmen eines Rollenspiels eine Situation, in der andere verbal oder körperlich versuchen übergriffig zu werden, selbst zu meistern gab den Schülerinnen und Schülern sehr viel Bestätigung.
In einer Abschlussreflexion, die zu jeder einzelnen Einheit gehörte, äußerten die Kinder mehrfach, dass sie mit Hilfe der durchgeführten Übungen sich sicherer fühlten, weil sie Ideen vermittelt bekommen haben, was sie konkret tun können, wenn sich Begegnungen mit anderen zu für sie unangenehmen Situationen entwickeln.
Dazu gehörten Situationen wie z.B., was mache ich, wenn mich jemand anspricht, den ich nicht kenne insbesondere erwachsene Personen. Wie kann ich agieren, wenn mich jemand festhalten will. Stets konnten die Kinder aber auch Fragen stellen, wenn ihnen andere problematische Situationen einfielen.
Darüber hinaus wurden durch die vielen interaktiven Übungen des Selbstbehauptungskurses die Schülerinnen und Schülern hinsichtlich ihres Miteinanders sensibilisiert.
Den Kindern konnten wichtige und stärkende Erfahrungen vermittelt werden.
Deshalb ist es ein großer Wunsch, dass auch die Kinder der zukünftigen vierten Klassen, die Chance bekommen, einen Selbstbehauptungskurs besuchen zu können.
Christiane Titze
Klassenlehrerin 4a